Einfach ausgedrückt bedeutet dies, sich nur von Lebensmitteln zu ernähren, die in
der eigenen Region und in der aktuellen Jahreszeit erzeugt wurden.
Wie groß diese Region ist, ist Auslegungssache. Im Osten Österreichs würde ich Wien, Niederösterreich, Burgenland und Oberösterreich in eine Region zusammenfassen.
Streng genommen ist eine regionale Ernährung immer eine saisonale Ernährung, denn in der eigenen Region herrscht immer nur eine Saison. Umgekehrt bedingt eine saisonale Ernährung keinerlei Einschränkun
gen, denn wenn die regionale Beschränkung wegfällt, ist alles offen: Irgendwo auf der Welt ist immer Sommer. Wirklich relevant ist daher nur eine regionale Ernährung.
Warum ist regionale Ernährung wichtig?
Um diese Frage zu beantworten, hilft ein Blick auf die aktuelle Situation: Wir VerbraucherInnen kaufen den Großteil unserer Lebensmittel in Supermärkten. Hier handelt es sich in der Regel um Filialen großer Ketten von oft international agierenden Konzernen. Diese beziehen ihre Ware von Erzeugern aus aller Welt. Relevant ist dabei in erster Linie, welche Produkte den größten Gewinn versprechen. Alle anderen Kriterien wie die Qualität, die externalisierten Kosten, die Belastung der Umwelt, soziale Ungerechtigkeiten oder kulturelle Auswirkungen geraten dabei unter die Räder der Aktionärsversammlung. Zwischen uns, dem/der VerbraucherIn und dem/der ErzeugerIn steht eine praktisch unüberwindbare Mauer. Auf dem Esstisch landen Produkte, deren genaue Herkunft kaum nachvollziehbar ist. Der Lebensmittelkauf im Supermarkt ist in jeder Hinsicht das diametrale Gegenteil regionaler Ernährung. Selbst ein Produkt, das möglicherweise in der eigenen Region produziert wird, reist oftmals einen großen Umweg zu Logistikzentren, geht durch diverse Hände und ist einzig dem Preisdruck unterworfen.
Wie können wir von regionaler Ernährung profitieren?
1) Lebensmittelqualität, Preise und Gesundheit
Der Kauf regionaler Ware bedeutet kurze Wege. Kurze Wege zwischen Produktion und Zielort ermöglichen neben der Ernte zum optimalen Reifezeitpunkt einen geringen Qualitätsverlust. Mehr Nährstoffe bleiben erhalten, die Ware ist frischer, schmeckt besser und hält beim/bei der KäuferIn gegebenenfalls länger. Mehr Nährstoffe ermöglichen eine gesündere, reichhaltigere Ernährung. Kurze Wege, sowie wenige Mittelsmänner ermöglichen niedrigere Preise. Hohe Transportkosten entfallen, Lager bleiben klein. Es bleibt weniger Geld beim/bei der HändlerIn und mehr beim/bei der ProduzentenIn, welche/r wiederum mehr Spielraum hat, in die Qualität zu investieren. Bei weniger ZwischenhändlerInnen kann der/die VerbraucherIn so für das gleiche Geld für höhere Qualität erhalten.
2) Soziale Auswirkungen, Transparenz und Sicherheit
Regionale Ernährung ermöglicht eine transparente Nahrungskette: Wir können den/die ErzeugerIn persönlich kennenlernen z.B.: Verkauf ab Bauernhof. Dies ist keine Garantie, jedoch eine Voraussetzung für persönliche Verantwortung und Gewissenhaftigkeit. Lernt der/die ErzeugerIn seine KäuferInnen kennen und schätzen, wird er/sie unsere Wünsche und Bedürfnisse besser verstehen und dem endsprechend reagieren. Neben den verbesserten wirtschaftlichen Bedingungen für den/die ErzeugerIn ermöglicht auch die erhöhte Transparenz bessere soziale Verhältnisse. Wir haben direkten Einblick in Arbeitsbedingungen und können durch unsere Kaufentscheidungen unmittelbar Einfluss nehmen. Und teilweise ermöglicht regionale Ernährung überhaupt erst das Überleben kleinerer LandwirteInnen oder gar die Entstehung einer lokalen Nahrungskette.
3) Ökologie und Umwelt
Kürzere Transportwege bedeuten weniger Umweltbelastung durch Verbrennung fossiler Brennstoffe. Der Kauf regionaler Produkte gestattet darüber hinaus durch die damit verbundene Transparenz eine Einflussnahme des/der VerbrauchersIn auf die Erzeugungsmethoden. Der verringerte Preisdruck ermöglicht ökologisch verträgliche Produktionsmethoden, was sich sowohl bei Pflanzlichen als auch tierischen Produkten auswirkt. Gleichermaßen verbessert sich die Qualität der Produkte sowie deren ökologischen Fußabdruck.
4) Kultur und Esskultur
Erst regionale Ernährung ermöglicht den persönlichen Kontakt zwischen VerbrauchernInnen und ErzeugernInnen, fördert den Austausch, das gegenseitige Verständnis der täglichen Herausforderungen und Bedürfnisse. Aus diesem persönlichen Kontakt kann eine gemeinsame Kultur der Wertschätzung erwachsen. Wertschätzung echter Lebensmittel und echten Handwerks. Diese Wertschätzung wiederum kann uns ermutigen, wieder mehr Acht zu geben beim Kauf von Lebensmitteln. Acht zu geben auf seine eigene Ernährung, sich bewusster und gesünder zu ernähren. Diese Achtsamkeit erhebt Lebensmittel und verleiht ihnen zusätzlich emotionalen Wert. Das Essen wird im Optimalfall zum Gespräch und fördert soziale Kontakte, verlagert sich wieder weg vom stillen Kämmerlein, vom Fernseher hin zum Esstisch und zum gemeinsamen Genuss. Regionale Ernährung kann so dem Essen den Stellenwert verleihen, den es als Grundlage des Lebens verdient.
5) Aber ist regionale Ernährung nicht eintönig? Ist die Auswahl nicht viel zu gering?
Regionale Ernährung ist zwar mit Beschränkungen verbunden, doch diese bedeuten keinen Verzicht auf Vielfalt, keine Einschränkung. Zu jedem Zeitpunkt des Jahres sind verschiedenste Produkte frisch oder als Lagerware erhältlich. Darüber hinaus fördert diese Art des Einkaufens gerade die Vielfalt: Statt das ganze Jahr über nur die gewohnten Tomaten zu kaufen, stehen nun je nach Saison andere Gemüse auf dem Einkaufszettel. Dies fördert eine abwechslungsreiche Ernährung. Dies fördert und fordert Kreativität bei der Zubereitung. Sowohl um aus den gleichen Zutaten unterschiedliche Mahlzeiten zu bereiten als auch um zu lernen, die ständig wechselnden Gemüsesorten schmackhaft zu verarbeiten.
Ich möchte meine Ernährung auf regionale Produkte umstellen, bisher kaufe ich fast alles im Supermarkt. Wo fange ich an meinen Einkauf zu verändern?
Wenn du deine Ernährung auf regionale Produkte umstellen möchtest, ist es zunächst hilfreich deinen aktuellen Einkaufszettel zu prüfen und zu schauen, welche der Produkte direkt von regionalen ErzeugernInnen erhältlich sind. Solche ErzeugerInnen findest du in der Regel auf nahegelegenen Wochenmärkten. Dort treiben sich allerdings oft auch reine HändlerInnen herum, die letztlich nichts anderes als Supermarktware anbieten. Wichtig ist das Stichwort "Aus eigener Erzeugung". Oft handelt es sich dabei um Bio-ErzeugerInnen, einige davon haben auch die Ware ihrer etwas weiter entfernten KollegInnen im Programm. Eine weitere Anlaufstelle wären Hofläden oder Landwirtschaftsgemeinschaftshöfe. Manche kaufen ihr Fleisch hauptsächlich beim/bei der Bauern/Bäuerin, die man durch Empfehlungen kennengelernt hat. Durch persönliche Besuche der Betriebe gewinnt man Vertrauen und kann seine Lieferanten bei Zufriedenheit auch weiterempfehlen. Wer auf diese Weise die regional verfügbare Ware prüft, wird schnell feststellen, welche Lebensmittel es aktuell gibt, die der Supermarkt gar nicht anbietet. So kann langsam ein Austausch der gewohnten, oft nicht-saisonalen Ware gegen das regionale (und somit saisonale) Angebot stattfinden. Der so begonnene Weg der Umstellung führt sich meist von selbst weiter, denn die Begeisterung für persönliche Lebensmittel lässt selten lange auf sich warten und alle übrigen Schritte fallen immer leichter. Mit jedem geknüpften Kontakt wächst das Netzwerk und schnell sind alle Geheimtipps bezüglich der ErzeugerInnen ausgetauscht.
Wir wollen euch bei dieser Umstellung gerne unterstützen und auch unseren Beitrag leisten, das Verständnis über diese Thematik bei unseren FreundInnen und Bekannten zu verbessern.
Wir wären sehr erfreut auch von Euch Reaktionen zu bekommen, wie es euch dabei geht, welche Hilfe und Infos ihr benötigen würdet und freuen uns auch über Rezepte, die ihr schon ausprobiert habt (bitte mit Fotos) an michael.schneider@kocheninwienundnoe-vko.at
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